Samstag, 14. Juli 2012

10.2.Ein Augenblick ohne Sorgen

Ich wachte heut morgen mit einem Feilschen unter dem linken Auge auf. Trotz erhöhtem Alkoholspiegel erinnerte ich mich noch gut an die Faust, die meine Wange traf. Ich fiel aus dem schon geringen Gleichgewichtsvermögen und ließ durch den Aufprall auf den Boden die Flasche in meiner Hand zerspringen. Die Haut der anderen Hand platzte auf dem rauen, harten Asphalt auf. Durch meine leicht getrübte Reaktionsfähigkeit stemmte ich mich nur langsam vom Boden ab, bis ich wieder aufrecht stand. Mein Kontrahent aber war schon auf halbem Weg nach Hause. 
Rückblickend betrachtet glaube ich, dass er mehr Angst hatte als ich. Möglicherweise war es die absolute Friedlichkeit, welche ich an den Tag gelegt hatte oder auch nur die zerbrochene Flasche und der Wein der eine rote Lache um meinen Körper bildete. Trotzdem muss ich sagen, bin ich glücklich über diese Erfahrung. Zu merken wie es sich anfühlt für eine kurze Zeit den Verstand zu verlieren und zu merken, wie die körperliche Kraft für einen Augenblick schwindet. Interessant ist der Zustand in mitten einer solchen Situation. Man merkt den Druck des Schlags und der Körper reagiert ungewöhnlich schnell nach den physikalischen Gesetzen, obwohl er versucht ihnen entgegenzuwirken. Man verliert die Kontrolle und einen verlassen alle Sorgen, da man nur im Kopf hat möglichst heil aus der Sache herauszukommen.
Ich verspüre eine merkwürdige Vorfreude, wieder in eine solche Situation zu kommen, um die Fähigkeiten meines Körpers zu testen und zu erfahren. Ich frage mich, ob ich wohl in einer richtigen Schlägerei eine Chance hätte oder ob ich nach einem Schlag meines Konkurrenten so desorientiert wäre, das ich keine Chance hätte zu kontern. 
Nach dieser Einsicht der Stärke eines einzelnen Schlags, frage ich mich, wie es wäre, einer Prügelei mit der psychische Einstellung zu bestreiten, bei der die Schmerzen der Schläge akzeptiert werden und man so die Angst davor verliert. Sozusagen Immun gegen Diese wäre. Ich denke, dass dies die wahre Stärke in einer Prügelei sein kann. 
Harte Schläge und eine gute Technik sind vorteilhaft, doch keine Angst vor den Schmerzen und vor den Verletzungen zu haben, welche durch die Kraft des Menschen entstehen können, ist die größte Macht und Überlegenheit, welche es zu Erlernen gilt.
Man könnte diese Gedankengänge als krank bezeichnen und vielleicht sind sie es auch. Nichtsdestotrotz habe ich Blut gelegt. Dieser Schlag hat mir alles gegeben was mir fehlte, er hat mich befreit. Vielleicht sollte ich einen Untergrund-Club aufmachen und Freiwillige, die so denken wie ich, gegeneinander kämpfen lassen, um daraus später eine anarchistische Terrorgruppe zu kreieren, mit deren Hilfe ich Finanzgebäude in die Luft sprenge. Ground Zero! Wow… Wo kam dieser lächerliche Gedanke denn auf einmal her? Mhh, Was soll's. Ich schlage jetzt ein paar Golfbälle in meiner Häusersiedlung ab mit meinem neuen Freund.

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